Montag, 26. Februar 2018

Das Geheimnis des Onan


Übersetzt: Tamar Gemeinden & Onan Leiter. Tamar will fruchtbar sein, Onan will es ihr nicht ermöglichen. Wer sich über das Bild und den Text Gedanken macht, stellt fest, dass von Onan das Wort onanieren stammt. Das Wort (die Bibel) spricht aber nicht von onanieren (Selbstbefriedigung) sondern von Coitus Interruptus (vorzeitige Ejakulation).

Nachzulesen in 1. Mose 38:1-30

Es bricht viele Klischees und Vorurteile, die von kirchlichen und christlichen Moralvorstellungen über Sexualität stammen.

Von Leitern wird selten oder gar nicht darüber gelehrt, geredet oder ausgetauscht!

Die Heldin der Geschichte ist Tamar, die Frau des Bruders von Onan - "dem Ejakulator". Sein Vater ist Juda, ein Stammesvater aus dem (13 Generationen später) Josef als Leih-Vater von Jesus Christus folgt.
Hier die ganze Geschichte:

Das Geheimnis des Onan!

1Mose 38:1-30 / SCHLACH

1 Es begab sich um jene Zeit, daß Juda von seinen Brüdern hinabzog und sich zu einem Adullamiter wandte, der Hira hieß. 2 Und Juda sah daselbst die Tochter eines Kanaaniters, der Schua hieß, und er nahm sie und kam zu ihr. 3 Und sie empfing und gebar einen Sohn, den hieß sie Er. 4 Und sie empfing abermal und gebar einen Sohn, den hieß sie Onan. 5 Sie fuhr fort und gebar einen Sohn, den hieß sie Sela. Er war aber zu Kesib, als sie denselben gebar. 6 Und Juda gab seinem erstgebornen Sohn Er ein Weib, die hieß Tamar. 7 Aber Er, der Erstgeborne Judas, war böse vor dem HERRN, darum tötete ihn der HERR. 8 Da sprach Juda zu Onan: Komm zu deines Bruders Weib und vollziehe mit ihr die Pflichtehe, daß du deinem Bruder Samen erweckest! 9 Da aber Onan wußte, daß der Same nicht sein eigen sein sollte, ließ er es, wenn er zu seines Bruders Weib ging, auf die Erde fallen und verderbte es, um seinem Bruder keinen Samen zu geben. 10 Es gefiel aber dem HERRN übel, was er tat; da tötete er ihn auch. 11 Da sprach Juda zu Tamar, seines Sohnes Weib: Bleib als Witwe in deines Vaters Hause, bis mein Sohn Sela erwachsen ist! Denn er dachte, vielleicht könnte er auch sterben, wie seine Brüder. Also ging Tamar hin und blieb in ihres Vaters Hause. 12 Als nun viele Tage verflossen waren, starb Schuas Tochter, Judas Weib. Und nachdem Juda ausgetrauert hatte, ging er hinauf zu seinen Schafherden gen Timna, er und Hira, sein Freund von Adullam. 13 Da ward der Tamar angesagt: Siehe, dein Schwiegervater geht hinauf nach Timna, seine Schafe zu scheren! 14 Da legte sie die Witwenkleider von sich, die sie trug, bedeckte sich mit einem Schleier und verhüllte sich und setzte sich ans Tor von Enaim, am Wege nach Timna. Denn sie sah, daß Sela erwachsen war und sie ihm nicht zum Weibe gegeben wurde. 15 Als nun Juda sie sah, glaubte er, sie sei eine Dirne; denn sie hatte ihr Angesicht bedeckt. 16 Und er machte sich zu ihr am Wege und sprach: Laß mich doch zu dir kommen! Denn er wußte nicht, daß sie seines Sohnes Weib war. Sie antwortete: Was willst du mir geben, daß du zu mir kommest? 17 Er sprach: Ich will dir einen Ziegenbock von der Herde schicken! Sie antwortete: So gib mir ein Pfand, bis du mir ihn schickst! 18 Er sprach: Was willst du, daß ich dir zum Pfand gebe? Sie antwortete: Deinen Ring und deine Schnur und deinen Stab, den du in deinen Händen hast! Da gab er es ihr und ging zu ihr, und sie ward von ihm schwanger. 19 Und sie machte sich auf und ging hin und tat ihren Schleier ab und legte wieder ihre Witwenkleider an. 20 Juda aber sandte den Ziegenbock durch seinen Freund, den Adullamiter, um das Pfand von dem Weibe zurückzuerhalten; aber er fand sie nicht. 21 Da fragte er die Leute an jenem Ort und sprach: Wo ist die Dirne, die bei Enaim am Wege saß? Sie antworteten: Es ist keine Dirne hier gewesen! 22 Und er kam wieder zu Juda und sprach: Ich habe sie nicht gefunden; dazu sagen die Leute an jenem Ort, es sei keine Dirne dort gewesen. 23 Juda sprach: So soll sie das Pfand für sich behalten, damit wir nicht zuschanden werden! Siehe, ich habe den Bock geschickt, aber du hast sie nicht gefunden. 24 Aber nach drei Monaten ward Juda angezeigt: Deine Sohnsfrau Tamar hat gehurt, dazu siehe, ist sie von Hurerei schwanger geworden! Juda sprach: Führt sie hinaus, daß sie verbrannt werde! 25 Und als man sie hinausführte, schickte sie zu ihrem Schwiegervater und sprach: Von dem Manne bin ich schwanger geworden, dem das gehört. Und sie sprach: Untersuche doch, wem gehört dieser Ring und die Schnur und der Stab? 26 Juda sah genauer zu und sprach: Sie ist gerechter als ich; denn ich habe sie nicht meinem Sohn Sela gegeben! Doch erkannte er sie nicht mehr. 27 Und als sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leibe. 28 Und als sie gebar, kam eine Hand heraus; da nahm die Hebamme einen roten Faden und band ihn darum und sprach: Der ist zuerst herausgekommen! 29 Als dieser aber seine Hand wieder hineinzog, siehe, da kam sein Bruder heraus. Und sie sprach: Warum hast du dir einen solchen Riß gemacht? Und man hieß ihn Perez. 30 Darnach kam sein Bruder heraus, der den roten Faden um die Hand hatte; man hieß ihn Serach.

Von Jörg Machel:
Das ist ein bemerkenswerter Text. Er ist bemerkenswert, weil er mit vielen Klischees und Vorurteilen bricht, die man gemeinhin über dieses Thema pflegt. Ich will versuchen, einige der Fakten und Zusammenhänge zu benennen, die mir aufgefallen sind:Zuerst klingt natürlich der Name Onan im Ohr. Onan und Onanie, das ist tatsächlich eine Wurzel, und der Leser freut sich, eine Entdeckung gemacht zu haben. Nun weiß er, der vertraute Begriff Onanie ist biblischen Ursprungs. Doch die Freude wird getrübt, denn bei genauem Lesen zeigt sich, dass gar nicht von der Onanie die Rede ist, wie wir sie verstehen, sondern vom Coitus Interruptus, und man ist verwirrt.

Als erstes Ergebnis können wir also festhalten, dass man leicht dazu verführt werden kann, aus Halbwissen Weisheiten zu schöpfen, die zu Irrtümern führen. Wer über die Einstellung der Bibel zur Sexualität reden will, muss sehr genau lesen.Wir lesen weiter und erfahren von merkwürdigen Vorgängen. Der ehrwürdige Juda geht zu einer Hure, und die Erklärung, dass er Witwer war, scheint auszureichen, um den moralischen Makel von ihm zu nehmen. Derartiges erwartet man in der Bibel nicht. Die Frau aber, die sich ihm anbietet, ist seine eigene Verwandte, die Schwiegertochter gar, und sie ist eigentlich die Heldin der Geschichte. Alle moralischen Vorhaltungen werden gegenstandslos angesichts der Tatsache, dass der Zweck ihres Handelns, nämlich Kinder bekommen zu wollen, als legitim angesehen wird.

Es wundert mich nicht, dass dieser Text in unserer Gottesdienstordnung keinen Platz gefunden hat. Zu vieles wird über den Haufen geworfen, was zum nicht mehr hinterfragten Grundbestand christlicher Moralvorstellungen gehört; und die Grundregel aller Institutionen, nicht zu verwirren und zu verunsichern, war wohl die Ursache dafür, dass ich nicht durch meinen Religionslehrer, sondern erst durch eigenes Bibellesen auf diesen Text gestoßen bin.

Wenn ich mich dieser Bibelstelle zuwende, so nicht, um zu provozieren, sondern weil ich meine, dass diese 30 Verse im ersten Mosebuch eine Einladung sind, sich im Umgang mit der Bibel zu üben.Hier wird deutlich, dass Sexualität im biblischen Kontext anders behandelt wird als nach gängigen kirchlichen Moralvorstellungen.

Zunächst gilt es, das biblische Gebot der Schwagerehe zur Kenntnis zu nehmen, welches einer Witwe das Recht zuspricht, vom Bruder ihres Mannes Kinder zu bekommen. Ich betone diese biblische Rechtsvorschrift besonders für all jene, die in Fragen der Sexualität der Bibel letzte Autorität zubilligen. Ich bin gespannt auf deren Erfahrungen mit dieser biblischen Weisung.

Mir persönlich ist bei allen biblischen Ordnungen nicht so sehr dasbloße "dass" eines Gebotes wichtig, sondern das „warum“ und „wozu.“ So auch hier! Und da lässt sich feststellen, dass die Schwagerehe vor allem den Zweck hatte, Witwen vor sozialer Verelendung zu bewahren, indem klar geregelt wurde, wer für die Frau und deren Nachkommen zu sorgen hat. Die in dem Gebot intendierte Vielehe hatte also nicht die Freude eines Mannes an mehreren Frauen im Blick, sondern ein stabiles Sozialgefüge. Wenn Onan der Tamar nun genau das verweigert, wozu er verpflichtet gewesen wäre, nämlich Nachkommen zu zeugen, so ist dies tatsächlich ein schlimmes Vergehen. Er wird also von Gott nicht gestraft für eine sexuelle Handlung, die lustorientiert war, sondern dafür, dass er der Frau ihr legitimes Recht verweigert hat.
Nun erfahren wir, dass Juda nach dem Tod des zweiten Sohnes Angst davor hatte, der dritte Sohn könnte an Tamar ebenfalls zugrunde gehen.Und damit stoßen wir auf ein häufiges Problem der Sexualmoral: Eine Fehlinterpretation führt zu falschen Entscheidungen, zu Vorurteilen und böser Verfolgung.Weil Juda nicht zur Kenntnis nahm, dass Gott es nicht gefallen hatte, wie Onan sich dem Anliegen der Tamar verweigerte, suchte er die Schuld für den Tod seines Sohnes bei Tamar und versucht nun, den jüngsten Sohn vor dem "Fluch" dieser Frau zu schützen. Er wartete förmlich darauf, sich ihrer entledigen zu können. Wir lesen in der Bibel eine Inszenierung, die an die Hexenverfolgungen erinnert. Aus Verleumdung und dumpfer Angst zimmert sich leicht ein tödliches Urteil.

Nur der Klugheit Tamars ist es zu danken, dass sie dem Todesurteil entgehen konnte. Doch die Ignoranz gegenüber den Zusammenhängen mag ein Grund dafür sein, dass aus dem Schicksal des Onan ein ganzer Katalog schlimmer Gesundheitsschäden entwickelt wurde, um vor den Folgen der Onanie zu warnen. Die Ursache des Todes von Onan wurde zuerst falsch kolportiert, dann aus dem wirklichen Zusammenhang gelöst und schließlich sexualitätsfeindlich missbraucht.

Dieser Geschichte ist zu entnehmen, dass vieles, was wir als kirchliche Weisung zum Umgang mit unserer Geschlechtlichkeit überliefert bekamen, in Wahrheit auf schlechtem Lesen beruht, und dass die wahren Zusammenhänge verdeckt werden, die in sozialer Verantwortung begründet sind und damit letztlich im Liebesgebot Gottes.

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